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Der Judenfriedhof von Rödelsee
In den Friedhöfen der Juden spiegeln sich beispielhaft die Geschichte eines Volkes wieder. Noch in der Tradition der Antike wurzeln die Vorschriften, welche die Friedhofsanlage draußen vor dem Ort, die Orientierung der Gräber nach Osten und die Reihenfolge der Belegung regeln. Die hohe Dichte an Grabstätten erinnert an die Enge jüdischer Ghettos. Und der Zustand des Verfalls kündet vom Ende der Judengemeinden, die hier mehr als dreieinhalb Jahrtausende ihre Toten bestatteten. In dem Jahre 1563 erlaubte Wilhelm Moritz von Heßberg den Juden, für ihre toten von Rödelsee und <<ungeverlich auf fünff Meil Wegs im Zirkell >> am Steig nach Iphofen einen Judenfriedhof anzulegen. Der Platz diente also einer Reihe von Judengemeinden, die sich in unterfränkischen Dörfern gebildet hatten, nachdem im 15. Jahrhundert die Reichsritterschaft das vor dem königliche Judenregal erworben und Juden auf ihren Besitzungen angesiedelt hatte. Von der Wirtschaftskraft vieler dieser Familien ist auf ihren Begräbnisplätzen nichts mehr zu spüren. In stoischer Gleichheit reiht sich ein Grab an das andere; sein Platz war von nichts anderem bestimmt als von dem des unmittelbar vorher verstorbenen Glaubensgenossen. Hierinähnelt die Anlage solcher Friedhöfe durchaus derjenigen der Reihengräberfriedhöfe in ihrer ursprünglichen, durch keine sozialen Sonderregelungen gestörten Sinn. Auch das Bild, welches der Rödelseeer Friedhof heute bietet, mag dem eines frühmittelalterlichen Bestattungsplatzes kurz nach seiner Auflassung um 700 entsprechen. Im Zentrum 1 die ältesten, schon nicht mehr makierten Gräber, daran nach Norden 2 anschließend eine erste Erweiterungwohl des 17. Jahrhunderts, schließlich im sichtlich jüngsten Abschnitt 3 die Gräber des 19. + 20. Jahrhunderts. Mit dem schrecklichen Ende der Judengemeinden im Dritten Reich endete auch die Belegung des Judenfriedhofs von Rödelsee.
Heute stellt er nicht nur ein Denkmal einer bedeutenden vergangenen Komponente bayerischer Geschichte dar. Er vermag in seiner ortsfremden Isoliertheit überaus bildhaft die gesellschaftliche Sonderstellung der Juden im mittelalterlichen und neuzeitlichen Bayern auszudrücken.
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