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Das war alles so schnell gegangen, dass Dädalus, der von Zeit zu Zeit nach seinem Sohne ausschaute, plötzlich von ihm nichts mehr gewahr wurde. „Ikarus, Ikarus!“ rief er entsetzt. „Wo soll ich dich suchen?“ Als seine Blicke die Tiefe durchforschten, sah er das Federkleid auf dem Wasser. Dädalus senkte seinen Flug, erblickte ein Eiland unter sich und ging auf seinem Strand nieder. Dort legte er seine Schwingen ab und lief ohne Trost am Ufer hin und her, bis die Meereswellen den Leichnam seines unglückseligen Kindes ans Gestade trieben.

Der ermordete Talos war gerächt. Die Insel aber erhielt zum ewigen Gedächtnis an das jammervolle Ereignis den Namen Ikaria.

Als Dädalus seinen Sohn begraben hatte, flog er weiter nach dem großen Sizilien. Hier herrschte der König Kakalos. Wie einst bei Minos auf Kreta fand der Entflohene bei ihm gastliche Aufnahme. Seine Bauten setzten die Bewohner in Erstaunen. Noch lange zeigte man einen künstlichen See, den er gegraben und aus dem ein breiter Fluss sich in das benachbarte Meer ergoss. Auf dem steilsten Felsen, der nicht zu erstürmen war, wo kaum ein paar Bäume Platz zu haben schienen, errichtete Dädalus eine Feste und führte zu einem engen und gewundenen Weg hinauf, dass drei oder vier Männer ausreichten, sie zu verteidigen. Diese unbezwingliche Burg wählte dann der König Kokalos zur Aufbewahrung seiner Schätze.

Das dritte Werk des Dädalus auf der Insel Sizilien war eine tiefe Höhle. Hier fing der Dampf unterirdischer Feuer so geschickt auf, dass der Aufenthalt in der Grotte, die sonst feucht zu sein pflegte, angenehm wurde wie in einem geheiztem Zimmer und dass am Körper allmählich ein wohltuender Schweiß ausbrach, ohne dass die Hitze lästig wurde. Auch den Aphroditentempel auf dem Vorgebirge Eryx erweiterte er und weihte der Göttin eine Honigwabe, die mit der größten Kunst ausgearbeitet war und einer wirklichen täuschend ähnlich war.

Nun erfuhr der König Minos, dessen Insel der Baumeister heimlich verlassen hatte, dass Dädalus sich nach Sizilien geflüchtet habe, und fasste den Entschluss ihn mit einem gewaltigen Kriegsheere zu verfolgen. Er rüstete eine Flotte aus und segelte damit vor Kreta nach Agrigent. Hier schiffte er seine Landtruppen aus und schickte Botschafter an den König von Sizilien, die eine Auslieferung des Flüchtlings verlangen sollten. Aber Kokalos war über den Einbruch des fremden Tyrannen entrüstet und sann auf Mittel und Wege, ihn zu verderben. Er gab sich, als ginge er auf die Absichten des Kreters ein, versprach, ihm in allem zu willfahren, und lud ihn zu einer Zusammenkunft. Minos kam und wurde mit großer Gastfreundschaft von dem Sizilianer aufgenommen. Ein warmes Bad sollte ihn von der Ermüdung

des Weges heilen. Als er aber in der Wanne saß, hieß Kokalos sie so lange heizen, bis Minos im siedenden Wasser erstickte.

Die Leiche überließ der König von Sizilien den Kretern unter dem Vorgeben, ihr Herrscher sei im Bade ausgeglitten und in das heiße Wasser gefallen. Hierauf wurde Minos von seinen Kriegern mit großer Pracht bei Agrigent bestattet und über seinem Grabmal ein offener Aphroditentempel erbaut.

Dädalus blieb bei Kokalos in Gunst. Glücklich aber war er seit dem Sturze seines Sohnes Ikarus nicht mehr, und während er dem Lande, das ihm eine Zuflucht gewährt hatte, ein heiteres lachendes Ansehen durch Werke seiner Hand verlieh, durchlebte er selbst ein kummervolles und trübsinniges Alter. Er starb auf Sizilien und wurde dort begraben.

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